Über uns
Die Historie der Nikolausgilde Altshausen
(Kurzfassung der Kapitel 5,6 und 7 der Festschrift zum 50-jährigen Jubiläum von Elmar Hugger, mit Ergänzungen)
Die Frage, wann es in Altshausen den ersten Nikolaus gab, lässt sich heute nicht mehr beantworten. Überliefert ist aber, dass das Nikolausgehen („Klosagehen“ )im oberschwäbischen Raum und besonders in Altshausen eine lange Tradition hat. Zum einen gab es die „wilden Klosen“, welche als böse Gestalten auftraten, um andere in Angst und Schrecken zu versetzen, zum anderen gab es die Menschen, die am Nikolaustag ihre Nachbarn, Freunde und Bekannten beschenkten.
Besonders das wilde Klosengehen, bei dem die jungen Männer mit schwarzgefärbten Gesichtern, Säcken, Ruten, Schellen, wilden Bärten und Ketten auftraten, war den Nikolauspaaren, die den Bischof Nikolaus von Myra zum Vorbild hatten, immer ein Dorn im Auge, denn sie verkehrten durch ihre Schreckgestalten die gute Absicht des Nikolausgehens ins Gegenteil.
Schon lange vor dem Zweiten Weltkrieg gab es in Altshausen Leute, die es sich zur Aufgabe machten, ihre armen und bedürftigen Mitmenschen als Nikolaus zu besuchen und zu beschenken. Dies waren meist Familien mit vielen Kindern sowie die Bewohner des Altenheims St. Josef und des Spitals. Als Geschenke wurden Kleider, Lebensmittel wie Mehl, Butter und Obst verteilt. Dieses Nikolausgehen war rein privat.
Da in jener Zeit das Nikolausgehen noch nicht organisiert war, konnte es passieren, dass manche Häuser mehrmals besucht wurden, andere dagegen lange auf den Nikolaus warten mussten.
Nach dem zweiten Weltkrieg trafen sich in Altshausen schnell wieder einige Leute, die sich dem Brauchtum des Nikolausgehens widmeten. Es waren zunächst ausschließlich Frauen, die sich im damaligen Gasthaus „Anker“ getroffen haben, um die Besuche abzustimmen. Ihre damaligen Monturen waren einfach, aber „bischofsorientiert“.
Auch Vorgaben der französischen Besatzung konnten sie nicht abschrecken, denn noch 1946 musste auf der französischen Kommandantur die Genehmigung eingeholt werden, sich am Nikolausabend länger als 21 Uhr außer Haus aufhalten zu dürfen.
Das Jahr 1947 führte zwei Männer zusammen, die für die Nikolausgilde Altshausen Geschichte schrieben:
Fritz Maier , 1947 als Junglehrer nach Altshausen gekommen, wurde sehr schnell von den oben erwähnten Frauen angesprochen, den Nikolaus zu machen. Sie besorgten ihm die nötigen Kleidungsstücke und so kam es, dass Fritz Maier 1947 erstmals als Nikolaus in Altshausen unterwegs war.
Andreas Stöckler, von einem traumatischen Nikolauserlebnis geprägt, das er als Knecht auf einem Bauernhof in Bavendorf erlebte, schwor sich: „I ka nakomma wo i will, aber dia Sauerei mit dena wilda Klosa will i abstella“. Und so kam es, dass Andreas Stöckler, inzwischen Altshauser Bürger, ebenfalls im Jahr 1947 die Kinder als Nikolaus besuchte.
Maier und Stöckler erfuhren von der Tätigkeit des anderen und beschlossen, das Nikolausgehen in Altshausen nach ihren Vorstellungen fortzuführen und zu organisieren.
Eine Gründungsversammlung der Nikolausgilde Altshausen gab es zwar keine, doch wird das Jahr 1947, in dem Maier und Stöckler zum ersten Mal als Nikolaus in Altshausen auftraten, als Entstehungsjahr der Nikolausgilde bezeichnet.
Die Absicht von Fritz Maier und Andreas Stöckler, das wilde Klosengehen in die Schranken zu verweisen bzw. sogar auszumerzen ist voll aufgegangen, wenn man von wenigen Auftritten im Umland absieht. Um die beiden Gründungsväter der Nikolausgilde scharten sich schnell junge Männer, die diesem Brauchtum aufgeschlossen gegenüberstanden und viel Freude am Nikolausgehen zeigten.
Die Nikolausgilde Altshausen weist aktuell eine Mitgliederzahl von 75 Männern auf. Diese Zahl erlaubt die Bildung von ca. 31 Nikolauspaaren, von denen jährlich etwa 26 Paare im Einsatz sind. Diese Anzahl von Paaren ist dringend erforderlich, um alle Besucherwünsche erfüllen zu können.
Die Nikolausgilde Altshausen dürfte in ihrer Art im südwestdeutschen Raum einmalig sein. Sie ist kein eingetragener Verein und besitzt weder eine Satzung noch sonstige Vereinsbestimmungen.
Es hat sich seit dem Gründungsjahr 1947 auch in der Gilde viel verändert! Gewohnte Traditionen mussten so im Jahre 2020 in der Coronapandemie angepasst und verändert werden. Auch 2021 gab es noch Einschränkungen. Insgesamt konnte die Gilde aber auch diese Herausforderung meistern.
Dennoch gilt nach wie vor: In den Dienst der Nikolausgilde kann sich jedermann stellen, der das 18.Lebensjahr vollendet hat und einen „ordentlichen Lebenswandel“ führt.
Zudem legt die Gilde großen Wert darauf, dass „gschtandene Mannsbilder“ im Auftrag der Gilde unterwegs sind. Die Leitgedanken und Ziele der Gilde sind nirgends schriftlich festgehalten. Sie werden mündlich weitergegeben, genauso wie das daraus resultierende Auftreten und Verhalten der Nikolauspaare. So können wir unser oberstes Ziel bewahren, das schöne und alte Brauchtum des Nikolausgehens auszuüben und an unsere nächste Generation weiterzugeben.
Der Nikolaus soll nie mehr als strafende Schreckensgestalt in Erscheinung treten, sondern nur noch als Kinder- und Menschenfreund. Es wird ein würdevolles Auftreten des Mannes im Bischofsgewand, aber auch seines Knechtes, namens Ruprecht, erwartet.
Absoluten Vorrang hat der Nikolausbesuch in der Familie, aber auch Kindergärten, Schulen, Alten- und Pflegeheim unserer Verbandsgemeinde werden gerne besucht.